Wird sind dann aber schließlich planmäßig und mit ungewissen Erwartungen um 645 Uhr Ortszeit am Don Mueang International Airport gelandet, dem mittlerweile alten Flughafen Bangkok's. Zumindest sind wir gelandet, d.h. die Lage kann so schlimm nicht sein. Als uns dann auch noch nach Paß- und Zollkontrolle das Schild unseres Reiseveranstalters begrüßte, ward uns beiden wohler!
Bei der Einreise nach Thailand wird man mit einer Art Webcam digital fotografiert.
Mit einem
altbekannten, klimatisierten Kleinbus ging's dann Richtung Hotel. Ich hatte zwar gewußt, dass
Bangkok eine große Stadt mit mehreren Millionen Einwohnern ist, aber für die laut
Google Earth circa 20 km Luftlinie Flughafen → Hotel haben wir geschlagene
zwei Stunden benötigt! Aber nicht, weil das Militär alles abgeriegelt hat, sondern weil es einfach zu viele Autos und Mopeds auf
Bangkok's Straßen gibt! Und wie hier gefahren wird... fast wie auf
Bali!
Die Luftverschmutzung ist enorm, daher sind Staubschutzmasken auf den Straßen kein seltenes Bild.Liegt wohl daran, dass das Benzin im Gegensatz zu Deutschland durch den Staat (für uns Europäer sehr günstig) bei ca. 26 ฿ (≈ 0,50 €) pro Liter gehalten wird.
Apropos Militär: auf der Fahrt zum Hotel haben wir gerademal fünf Soldaten und ein militärisches Fahrzeug gesehen. Von wegen Putsch! Als wir dann doch noch im
Prince Palace Hotel angekommen sind, haben wir zunächst versucht, uns auszuruhen. Allerdings wollte unsere
KeyCard zum Öffnen unseres Hotelzimmers erst nach dem dritten Anlauf zur Rezeption richtig funktionieren. Irgendjemand will nicht, dass wir in Urlaub fahren...
Da wir gegen 15 Uhr im Hotel einen Termin mit unserem Reiseleiter vor Ort hatten, versuchten wir die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Wir werden's nicht mehr versuchen. Planlos aber zielstrebig umschweiften wir das Gebiet um unser Hotel, in dem Ananas, T-Shirts und Hosen, allerlei Essen und sonstiger Hausrat - von der Syphonmuffe bis zum Schifferparkett - feilgeboten wird. Was für ein Gewusel von Menschen und Sachen! Welch ein Gestinke und Gelärme die Autos und Mopeds auf der Straße machen! Und dann noch diese Hitze! Jedenfalls haben wir uns nur etwas zu trinken geholt, Geld abgehoben und uns wieder auf den Rückweg gemacht.
Schließlich war's schon drei nachmittags. Der Reiseleiter gab uns einige Tipps und "überzeugte" uns dann von einer Abendfahrt durch
Bangkok, die in gut zwei Stunden startete. Bis dahin tranken wir Tee und schrieben Emails für teuer Geld aus dem Hotel. Wir stürzten uns also in den abendlichen Verkehr. Zunächst ging's vorbei am
Golden Mount im
Wat Saket und dann weiter durch
Chinatown zum Blumenmarkt
Pak Klong Talat, der in direkter Nachbarschaft zum
Wat RatBurana und der
Memorial Bridge liegt.
In Thailand gibt es unzählige Tempel. Tempel heißt auf Thailändisch Wat.
Es ist schon beeindruckend, welche Farben und Formenpracht die Natur hervorbringt! Und ebenso beeindruckend sind die niedrigen Preise für einen ganzen Bund Blumen! Andererseits brauchen die (gläubigen) Thailänder aber auch eine Menge Blumen: zu jedem Tempelfest oder auch als Opfergabe an Buddha werden täglich unzählige festlich gebundene Blumengestecke benötigt.
Zusätzlich konnte man hier auf dem Markt Obst und andere Sachen kaufen: so besuchten wir einen Stand, an dem Reisschnaps verkauft und verköstigt wurde. Naja, ich mag da lieber Bier :-) Jedenfalls befand sich nebenan ein Essensstand mit gegrillten Grillen, Heuschrecken, Mehlwürmern, Insektenpuppen und kleinen Fröschen. Alles frisch zubereitet. Und was soll ich sagen? Es schmeckt besser als es aussieht - ein wenig wie gesalzene, dünne Kartoffelchips. Nach diesem kurzen Snack wurden wir dann zu einem Schneider, dem
James Fashion International gefahren. Der Empfang war herzlich, aber wie bei derartigen Verkaufsbesuchen üblich, war um jedes Touristenpärchen ein Verkäufer "gekettet", der mit vordergründigem Charme in einem eigentlich aggressiven und hartnäckigen Verkaufsgespräch die Kunden von der Maßanfertigung mehrerer Anzüge zu überzeugen versuchte. Ich hab mir für 1000 ฿ über Nacht ein Hemd schneidern lassen und bin damit - im Gegensatz zu manch anderem - relativ günstig davon gekommen. Endlich und anschließend ging's zum Abendessen.
Reiseleiterin: "Was? Warum essen die in Frankreich nur die Froschschenkel? Die haben doch kaum Fleisch! Und den Rest, schmeissen die den weg?"
Wie ich im Flugzeug schon erfahren durfte ist grüner Curry recht scharf, daher hatte ich bei diesem abendlichen Buffet einen kleinen Erfahrungsvorsprung - es gab u.a. auch Schwein mit grünem Curry... Nett war auch, dass erstens immer sofort nachgeschenkt wurde, sofern das Glas leerer aber die Flasche noch nicht leer war, und zweitens zur Dekoration Orchideen verwendet und von manchem Gast sogar verspeist wurden. Anschließend fuhren wir am hell erleuchteten und von Soldaten bewachten Königspalast vorbei zum
Suan Lum Nachtmarkt. Dort gab es wieder Holzarbeiten, CDs und T-Shirts zu kaufen. Auch kleine Bars und Restaurants haben sich hier angesiedelt, ebenso ein Riesenrad - als wär' man auf einem Jahrmarkt. Für uns ging's danach zurück ins Hotel und ein langer Tag zu Ende.
Am nächsten Morgen begann um 830 Uhr die Stadtrundfahrt. Unsere erste Station führte uns wieder durch Chinatown, allerdings diesesmal bei Tageslicht. Und erst jetzt sah man die Vielfalt und Einzigartigkeit dieses Viertels mit seinen chinesischen Ladenschildern. Und weiter zum Wat Traimit mit dem Goldenen Buddha. Diese Buddha-Statue ist 3 Meter hoch und aus ca. 5,5 Tonnen massivem Gold gefertigt. Um sie damals vor den plündernden Burmesen zu verstecken, hat sie ein Mönch in Gips gefasst. Vor gut fünfzig Jahren bröckelte ein Stück der Gipsummantelung ab und erst dadurch entdeckte man den Goldschatz darunter.
Unser nächster Programmpunkt war eine
Thonburi Klong Tour, also eine Fahrt durch die Kanäle von
Thonburi - früher einmal Hauptstadt von
Thailand, heute (nur noch) ein Stadtteil
Bangkok's. Wir sind beim direkt am
Menam Chao Phraya Fluss gelegenen
River City Shopping Complex an Board unseres Ausflugbootes gegangen. Zunächst fuhren wir in südlicher Richtung, vorbei an einigen Hochäusern und berühmten Hotels, etwa
The Oriental oder
The Peninsula (vgl. hierzu auch
Hongkong 2005).
In Thailand's Geschichte gab es bis jetzt die vier Hauptstädte (in chronologischer Reihenfolge): Sukhothai, Ayutthaya, Thonburi und schließlich Bangkok.
Nach kurzer Zeit wendete das Boot und es ging nordwärts. Dabei konnte ich auch eine Tankstelle für Boote bestaunen: ein alter rostiger Kahn mit einer Zapfsäule und einem Kassenhäuschen darauf. Wir fuhren am chinesischen
Chee Chin Khor Tempel, an der
Santa Cruz Kirche, am
Wat Kalayanamit und am
Hauptquartier der königlich thailändischen Marine vorbei. Anschließend konnten wir den berühmten
Wat Arun sowie Teile des
Königspalastes (genauer: den
Dusit Maha Prasat und den
Mahamontien Chakri-Palast) vom Boot aus erkennen. Etwa auf dieser Höhe bogen wir in den
Klong Mon ein.
Wir passierten eine Schleuse zum Schutz der dahinterliegenden Häuser bei Hochwasser - und betraten eine andere Welt: Hier sind Holzhütten auf wackeligen Stelzen direkt am bzw. über dem Wasser gebaut. Die Hektik und der Lärm der Großstadt ist verflogen. Auch die Luft scheint atembar zu sein. Es ist ruhig.
Warane verschwinden vor uns im Wasser, Kinder winken uns freundlich zu und wir bestaunen
Lotus-Blumen und
Teak-Häuser.
Da im Buddhismus das Wasser als Weg ins Reich der Toten und ins Nirwana gilt, sind die Häuser möglichst nahe am Wasser gebaut. Auch sollen Wasserschlangen oder Warane demjenigen Glück bringen, der sie im oder am Wasser beobachten kann. Die Lotus-Blume gehört im Buddhismus als Symbol der Reinheit zu den
Acht Kostbarkeiten und ist daher oft anzutreffen.
Faszinierend ist auch das Rohrsystem, das zur Trinkwasserversorgung verlegt wurde. Ich will es einmal so ausdrücken: die einzelnen Hausanschlüsse sind seriell an eine lange Versorgungsleitung angeschlossen. Wenn da irgendwo einmal ein Leck auftritt... Ebenso abenteuerlich sind die "Briefkästen": oft genügt ein Gegenstand, der geeignet scheint, Briefe einigermaßen trocken aufzubewahren. Das kann auch eine alte Flasche sein...
Naja. Jedenfalls sind wir dann in den
Khlong Chak Phra abgezweigt und an Plantagen und viel Grün vorbeigeschippert. Bei der Einfahrt zum
Khlong Bangkok Noi haben wir kurz angehalten, um Brot ins Wasser zu werfen. Warum? Anschauen!
In Thailand glauben die Leute, dass in den Fischen Geister hausen, die natürlich beruhigt werden wollen. Das passende Brot dazu kann man bei schwimmenden Händlern auf den Klongs kaufen - ebenso wie Bananen, Getränke, Souvenirs,... Schließlich erreichten wir nach Überquerung des
Menam Chao Phraya in der Nähe der
Saphan Phra Pin Klao-Brücke wieder das rettende Ufer.
Im Film
Der Mann mit dem Goldenen Colt flüchtet
James Bond auf den
Klongs mit einem der immer noch häufig anzutreffenden Longtail-Booten durch
Bangkok. Am Heck dieser Longtail-Boote treibt ein ausdedienter Automotor die Schiffsschraube am Ende einer langen Gewindestange an.
Unsere nächste Station war der Wat Benchamabophit, auch als Marmortempel bekannt. Doch welch freudige Überraschung: eine Handvoll Soldaten mit zwei Panzern erwartete uns zum Fototermin! Die Putschisten des vor zwei Tagen begonnenen Umsturzes werden von der Bevölkerung (zumindest in Bangkok) bejubelt und mit Geschenken überhäuft. Dafür posieren diese bereitwillig für ein Erinnerungsfotos vor ihren Panzern. So wird revolutioniert! Dass hier Panzer standen lag an der Nähe zum Regierungsgebäude. Aber so hab ich nun auch mein Militärputsch-in-Thailand-mit-Panzern-Bild bekommen :-)
Die Putschisten haben sich und ihre Fahrzeuge mit gelben Bändchen geschmückt, als Ausdruck ihrer Loyalität zu
König Bhumibol Adulyadej. Seine Farbe ist gelb, die der
Königin Sirikit Kitiyakara hellblau. Daher kann man auch Montags und Mittwochs viele Thailänder in gelben Hemden sehen, das sind die "Tage des Königs". Dienstag und Donnerstag dagegen sind die "Tage der Königin". Nach dem 60-jährigen Thronjubiläum in diesem Jahr feiert Rama der IX. am 05.12.2006 seinen 80sten Geburtstag.
Der
Marmortempel selbst ist ziemlich beeindruckend, da die Wände mit italienischem Carrara-Marmor verkleidet sind. Neben dem drei Meter großen Bronzebuddha im Innenhof des Klosters gibt es noch mehr als 50 weitere Buddha-Statuen zu bestaunen. Am interessantesten fand ich die Darstellung des fastenden Buddhas, da dieser recht ausgemergelt und unrasiert aussah - ein wenig magersüchtig sogar.
Im Anschluß daran fuhren wir weiter zu einer Edelsteinfabrik, in der uns eine Mischung aus Werbe- und Lehrfilm zur Edelsteinverarbeitung gezeigt wurde. Irgendwie kam mir das bekannt vor... ach ja, der Schneider von gestern. Da haben wir auch noch "schnell" vorbeigeschaut und die angefertigten Textilwaren abgeholt - auf mein Hemd durfte ich fast eine Stunde lang warten! Vom Schneider aus fuhr uns ein hauseigener Kleintransporter kostenlos zur
Khoasan Road. Diese Straße ist bei ausländischen Besuchern sehr beliebt, da sich hier erstens eine Menge Übernachtungsmöglichkeiten für Rucksacktouristen finden und es zweitens fast alles gibt, was das (europäische) Touristenherz begehrt. Die Palette reicht von T-Shirts und Haareflechten über CDs und DVDs zu Kinderspielzeug und "Markenschuhen". Ja, sogar diverse Software-CDs, Texanische Führerscheine und der Internationale Studentenausweis kann hier käuflich erworben werden! Wahnsinn! In einem hellen Hinterhof haben wir uns dann zum Essen begeben - und ich muss sagen, der Tintenfisch mit Knoblauch und Pfeffer hatte ordentlich Knoblauch
getint getankt! Wir flanierten noch ein wenig über diese Einkaufsstraße und mit der "Abenddämmerung" fuhren wir mit einem Taxi für nicht ganz 50 ฿ zurück zum Hotel.
Je näher man sich dem Äquator befindet, desto kürzer ist die Dämmerung, desto schneller wird es Abends dunkel.
Wir wollten nach einer kurzen Auffrischung im Zimmer noch schnell von einer Telefonzelle aus daheim anrufen, aber weiter als zum Hoteleingang kamen wir nicht: es hatte plötzlich derart zu Regnen begonnen, dass man statt der asphaltierten Straße nur noch Wasser sah! Wie aus Kübeln schüttete es! Es war zwar etwas windig geworden - aber nicht merklich kühler. So machten wir noch im Hotel kehrt, gingen in unser Zimmer und verspeisten munter unsere tags zuvor gekauften "Insekten-Leckereien"... Anschließend gingen wir schlafen - wir mussten morgen ja früh raus, da es schon um Punkt 7 Uhr mit dem Bus auf in
Thailand's Norden gehen sollte...