Flitterwochen (11.09. - 27.09.2005)
Singapur (14.09. - 16.09.)
So pünktlich wie wir in Hongkong gestartet waren, so pünktlich kamen wir nach ca. dreieinhalb Stunden Flug um 1710 Uhr am Singapore Changi Airport an. Auch in Singapur wurden wir am Flughafen von einem Angestellten unserer Reiseagentur abgeholt und zum Hotel gefahren. Obgleich schon früher Abend, so war es dennoch ziemlich warm. Allerdings war die Hitze nicht so stechend oder drückend wie in den Hochhausschluchten Hongkongs. Als wir am Grand Copthorne Waterfront Hotel ausstiegen, fielen uns vor Staunen fast die Augen heraus! Was für ein Hotel: sehr luxuriös - im sechsten Stock etwa befand sich eine Schwimmhalle mit Open-Air-Bereich! Wir bekamen dann ein Zimmer im 23ten Stock. Von hier aus hat man eine ziemlich gute Aussicht - leider schaute unser Fenster in Richtung Queenstown statt zur City. Auf jeden Fall machten wir uns ein wenig frisch und wollten dann außerhalb des Hotels zu Abend essen. Der Page hat uns dazu folgende Tipps gegeben: erstens könnten wir mit dem Hotel-eigenen und daher kostenlosen Shuttlebus etwa stündlich vom Hotel zum Chinatown Point und wieder zurück fahren, und zweitens sei es abends zum Essen am Clarke Quay sehr schön und lecker. Da wir auf den Shuttlebus recht lange hätten warten müssen, gingen wir zu Fuß - die Entfernung auf der Karte ließ uns einen ca. 30 minütigen Spaziergang vermuten. Auf dem Weg dorthin kamen wir am Hong San See Tempel und zum Glück auch an der Mohammed Sultan Road vorbei (warum dies ein glücklicher Zufall war erfährt man weiter unten). Schließlich fanden wir den Clarke Quay, nur mussten wir erst noch Geld abheben: In Hongkong war das Geldabheben am Automaten kein Problem - kein Wunder, in einer Bankenmetropole. Aber hier in Singapur machten sich die Geldautomaten rar. Zu allem Überfluß fiel mir das englische Wort dafür nicht mehr ein - mittlerweile bin ich so schlau und suche in Zukunft nur noch nach ATMs. Doch ein Einheimischer konnte uns trotzdem mit Händen und Füßen weiterhelfen. Auf dem Weg zur ATM kamen wir an einer schönen Leuchtreklame vorbei. Schön deshalb, da sie sehr gut zu meiner Digitalkamera passte. Nun hatten wir aber riesigen Hunger! Am Clarke Quay sind die Restaurants und Lokale wie Perlen auf einer Schur aneinandergereiht: man hat die freie Wahl zwischen chinesischer, indischer, japanischer, westlicher oder asiatischer Küche. Das Ganze gibt es aber insgesamt zweimal, da man direkt am Singapore River sitzt und jede Uferseite Kneipen beherbergt! Nach dem Essen sind wir noch ein wenig herumgeschlendert, aber dann doch recht bald am Fluß entlang zum Hotel gegangen - schließlich waren wir von der Hitze und vom Flug ein wenig erschöpft.
Am nächsten Morgen ging's gleich um viertel vor neun mit der Stadtrundfahrt los. Obwohl noch recht früh, war die Hitze schon gnadenlos. Zunächst stand ein Besuch des National Orchid Garden im Singapore Botanic Garden auf dem Programm. Es ist schon faszinierend, welche Farben und Formen sich die Natur so ausdenkt - besonders wenn manche Pflanzen bei uns ob ihrer Blütenpracht bewundert würden, wogegen sie in Singapur als Unkraut gelten. Teile des Parks begeht man auf einem mit Pflanzen bewachsenen Holzsteg, der in etwa zwei bis drei Metern Höhe thront. Der Orchideengarten selbst beherbert neben 400 verschiedenen Orchideenarten auch die Nationalblume Singapurs, die Orchidee Vanda Miss Joaquim. Außerdem kann man einige neue Orchideen-Kreuzungen bewundern, die nach Staatsoberhäuptern oder sonstigen Berühmtheiten benannt sind. Abschreckend fand ich dabei irgendwie, dass es sowohl eine Orchidee Barabra Bush als auch eine Orchidee Laura Bush gibt und diese sich in Nachbarschaft zur Orchidee Princess Diana befinden. Eigentlich besitzen Orchideen kaum einen (angenehmen) Duft, jedoch gab es hier eine Züchtung, die ziemlich intensiv nach Zitrone roch *mmmh*
Und weiter ging's zu einer Steinverarbeitenden Manufaktur. Dort konnte man die Werkshalle mit etwa zehn Werkbänken besichtigen, in welcher Arbeiter die verschiedensten Steinsorten von Amethyst über Kolumbianischer Jade bis Malachit zerteilen, schleifen und formen. Dadurch entstehen entweder Buddha-Statuen, Schachbretter oder Globen aus Stein. Und aus den Bruchstücken werden riesige Wandbilder gesetzt. Das war ziemlich beeindruckend! Aber irgendwie kam mir das wie ein Déjà-vu vor: erst die Werkstätte und dann der Verkaufsraum... naja. Anschließend versuchte unser Bus den mit 115 Metern höchsten "Berg" Singapurs zu erklimmen: den Mount Faber. Nachdem der Fahrer die Klimaanlage ausgeschalten hatte, um so noch ein paar PS mehr herauszuholen, gelang es dem Bus dann doch unter Ächzen und Stöhnen, den "Gipfel" dieses Hügels zu erreichen. Die Mühe hatte sich aber gelohnt, da man von hier oben einen wunderbaren Ausblick auf die City und den Stadtteil Telok Blangah sowie die Insel Sentosa hat. Auf Sentosa selbst waren wir leider nicht, allerdings hat uns der Reiseleiter einiges Interessantes verraten: eigentlich hieß die Insel früher Pulau Blakang Mati, was soviel wie "Insel (pulau) des Todes (mati) von hinten (blakang)" bedeutet. Nicht gerade ein Name, der Touristen anlockt. Daher gab es 1967 eine Abstimmung, bei der die Einwohner Singapurs als neuen Namen Pulau Sentosa - "die Insel (pulau) der Ruhe (sentosa)" - wählten. Mittlerweile dürfte dieser Name auch nicht mehr passen, da die Insel zu einem einzigen Freiteit- und Outdoorpark mit Unterwasserwelt und Schmetterlingspark mutiert ist. Mit der Ruhe dürfte es vorbei sein. Jedenfalls gibt es auf dem Gipfel des Mount Faber eine mannshohe Statue des Merlion zu bewundern (das Original steht unten an der Promenade, wo der Singapore River ins Meer fließt). Um den Merlion rankt sich eine Sage: demnach soll die damalige Stadt Temasek nach der Erscheinung eines löwenähnlichen Ungeheuers (dem Merlion eben) in Singha Pura "Löwen (singha) Stadt (pura)" umbenannt worden sein. Wer weiß?
Nach diesem Rund-um-Blick fuhr der Bus - diesmal problemlos - den "Berg" wieder hinunter. Unser nächstes Ziel sollte die Stelle in Singapur sein, an der am 28. Januar 1819 Thomas Stamford Raffles anlandete und aus einem obskuren Fischerdorf eine große und moderne Hafenstadt schuf. Diese Anlandestelle befindet sich direkt am Singapore River und ist heute noch umgeben von Bauten aus jener Zeit. Es ist schon beeindruckend, wenn sich im Vordergrund die alten Gebäude samt Denkmal und im Hintergrund die modernen Hochhäuser befinden. Nach diesem Kurzbesuch in die Vergangenheit besuchten wir Chinatown mit dem - wer hätte das erwartet? - ältesten Hindutempel Singapurs, dem Sri Mariamman Tempel. Dieser Hindutempel wurde 1827 von Mr. Naraina Pillai, einem Kaufmann der 1819 mit Sir Stamford Raffles in Singapur gelandet ist, aus Holz erbaut und 1862 in seiner jetzigen Form aus Stein vollendet. Mittlerweile ist der Tempel der Göttin Sri Mariamman geweiht, deren Ursprung als Dorfgottheit wohl im Tamil-sprechenden Teil Südindiens zu finden ist. An diesem Tempel endete unsere Stadtrundfahrt. Das Angebot, wieder mit zurück zum Hotel zu fahren, schlugen wir aus - wir wollten Chinatown noch ein wenig auf eigene Faust erforschen...
In Chinatown herrscht eine Menge Geschäftigkeit: man fühlt sich wie auf einem riesigen Freiluftbazar mit unzähligen Verkaufsständen und Imbißbuden. Sehr zu empfehlen sind frische, gekühlte Kokosnüsse, die für günstig mit einem Loch und einem Strohhalm versehen werden - bei der Hitze genau das Richtige! Wir machten uns dann zu Fuß auf den Weg nach Little India. Dazu mußten wir den Singapore River überqueren und weiter nach Norden gehen. Allerdings war es so heiß, dass wir der North Bridge Road folgend nur bis zur Sultan Moschee und der Arab Street kamen. Da die Sultan Moschee die größte Gebetshalle Singapurs beherbergt, war dies daher bestimmt ebenso sehenswert. Schließlich spazierten wir wieder zum Hotel, um uns für den Abend frisch zu machen. Zum Abendessen wollten wir diesmal in der Mohamed Sultan Road nach einem Restaurant Ausschau halten, da dies laut Reiseführer eine der angesagtesten Gegenden bei den Einheimischen ist. Und da wir diese Straße schon durch Zufall kannten, gestaltete sich die Lokalsuche recht kurz. Das Essen war zwar lecker und günstig, allerdings ließ das Ambiente etwas zu wünschen übrig. Zum Ausklang des Abends flanierten wir wieder am Clarke Quay. Dort besuchten wir diesmal das Brewerkz, eine Mikrobrauerei, die verschiedenste Biersorten herstellt und verkauft. Diese Lokal scheint recht beliebt zu sein: man sollte sich auf jeden Fall auf einen Haufen Menschen einstellen - die meisten davon dürften Australier, US-Amerikaner und Briten sein. Die Preise richten sich in gewisser Weise nach der Uhrzeit: je später der Abend desto teurer wird das Getränk. Beeindruckend ist die Sortenvielfalt der eingebrauten Biere: vom Dunklen Weizen und Obktoberfest bis zu Indian Pale Ale. Sehr interessant - und sehr teuer. Aber nicht nur der Alkohol kann in dieser Stadt sehr teuer werden. Auch Zigaretten, auf deren Packung man Horrorbilder findet, die einen vom Rauchen abschrecken sollen, kosten etwa neun Euro. Und das Wegwerfen (und Dabei-erwischt-Werden) von Abfall oder Zigarettenkippen kostet fast 2500 Euro! Dafür ist diese Stadt ziemlich sehr sauber und geordnet! Für uns waren weder Hundehaufen, noch Fliegen - ja, ganz normale Fliegen - oder Spinnen wahrnehmbar! So konnten wir nachts auch "gefahrlos" am Fluß entlang zurück zum Hotel gehen.
Am nächsten Morgen hieß es langsam Abschied nehmen. Nach dem leckeren Frühstücksbuffet wollten wir eigentlich noch den Original-Merlion an der Promenade besichtigen und machten uns zu Fuß auf den Weg, dem Singapore River zum Meer folgend. Allerdings hatten wir nur wenig Zeit, wir mussten den Flug SQ 146 mit Singapore Airlines nach Denpasar um 1640 Uhr erreichen und sollten daher gegen 13 Uhr am Hotel abgeholt werden. Daher drehten wir am Fullerton Hotel und damit kurz vor unserem Ziel wieder um. An unserem Hotel mußten wir noch einige Minuten warten. Währenddessen fragte uns ein Page, woher wir stammten und ob wir Euros hätten, da er nämlich Euromünzen sammle und er gerne tauschen würde. Ich dachte er wollte mit mir etwa italienische gegen deutsche Euromünzen tauschen und war zunächst skeptisch. Auf Nachfrage fand ich aber heraus, dass er eigentlich nur seine als Trinkgelder gesammelten Euromünzen in Euroscheine wechseln wollte, da er Scheine bei einer Bank eintauschen kann, Münzen aber nicht. So gab er uns insgesamt 24 Euro in Ein- und Zwei-Euromünzen und verlangte dafür lediglich einen 20 Euroschein. Ein gutes Geschäft, oder? Anschließend wurden wir abgeholt und checkten unser Gepäck am Singapore Changi Airport ein. Vor dem Boarden schrieben wir noch kurz einige Emails von den kostenlosen Internet-Terminals und weiter ging die Reise...